Am Sonntag, den 06.04.2025, hatte ich die Möglichkeit, mir den Film im Rahmen des Internationalen FrauenFilmFestivals in Dortmund anzuschauen und gemeinsam mit meinem Kollegen Nils Böhlke nach dem Film noch ein paar Worte an die Kinobesucher*innen zu richten und über Amazon zu berichten. Mit dem Dokumentarfilm „Union“ bringen die Filmemacher Brett Story und Stephen Maing eine der bedeutendsten modernen Arbeitskämpfe auf die große Leinwand: die Gründung der Amazon Labor Union (ALU) durch den ehemaligen Amazon-Mitarbeiter Chris Smalls. Der Film dokumentiert eindrucksvoll den Weg einer kleinen, basisdemokratischen Bewegung, die gegen einen der mächtigsten Konzerne der Welt aufbegehrt – und damit ein Zeichen für Beschäftigte weltweit setzt.
Die Entstehung des Films
Chris Smalls, ein ehemaliger Lagerarbeiter im Amazon-Logistikzentrum JFK8 in Staten Island, wurde 2020 entlassen – offiziell wegen eines Verstoßes gegen Sicherheitsregeln, de facto aber als Reaktion auf seinen Protest gegen unzureichende COVID-19-Schutzmaßnahmen. Aus diesem Akt der Repression entwickelte sich eine der mutigsten gewerkschaftlichen Organisierungsbewegungen der letzten Jahre. Mit einfachsten Mitteln, aber großem Zusammenhalt, organisierte die ALU eine historische Abstimmung, bei der sich die Arbeiter*innen erstmals erfolgreich gegen Amazon durchsetzten und eine gewerkschaftliche Vertretung gründeten.
„Union“ begleitet diesen Prozess aus nächster Nähe – mit einem authentischen, ungeschönten Blick auf die Herausforderungen, Rückschläge und Erfolge der Bewegung. Der Film ist kein agitatorisches Werk, sondern eine ruhige, beobachtende Dokumentation mit klarer Haltung. Gerade diese Ernsthaftigkeit macht ihn so kraftvoll.
Warum Amazon den Film fürchtet
Dass Amazon alles daran gesetzt hat, die Verbreitung des Films in den USA zu verhindern, ist ein klares Zeichen dafür, wie groß die Angst des Konzerns vor unabhängiger gewerkschaftlicher Organisation ist. Große Studios mit Verbindungen zu Amazon MGM Studios lehnten die Verbreitung des Films ab – trotz seines Erfolgs bei renommierten Festivals wie Sundance, wo „Union“ den U.S. Documentary Special Jury Award for the Art of Change gewann.
Amazon befürchtet zurecht, dass dieser Film Wellen schlägt: Er zeigt, dass selbst ein Gigant wie Amazon angreifbar ist, wenn Menschen sich organisieren. Der Konzern investiert jedes Jahr Millionen in Union Busting, also in die gezielte Verhinderung gewerkschaftlicher Organisation. „Union“ durchbricht diese Strategie, indem er zeigt, dass Widerstand nicht nur möglich, sondern erfolgreich sein kann.
Ein Film, den die Arbeitswelt braucht
Für Gewerkschaften, Betriebsräte und Beschäftigte ist „Union“ ein unverzichtbares Werkzeug der Aufklärung und Inspiration. Er macht deutlich, dass gewerkschaftliche Arbeit nicht in Büroetagen beginnt, sondern an den Pausentischen, in den Fluren und in der Solidarität unter Kolleg*innen. Der Film ruft dazu auf, sich nicht einschüchtern zu lassen – nicht von Macht, nicht von Geld und nicht von Drohkulissen.
Ein Appell an die Öffentlichkeit
Auch in Deutschland, wo Amazon ebenfalls für seine gewerkschaftsfeindliche Haltung bekannt ist, muss „Union“ verbreitet, gezeigt und diskutiert werden. Kinos, Bildungsstätten, Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen sollten sich zusammen entscheiden, diesen Film bekannt zu machen, Podiumsdiskussionen dazu anzubieten und eine gesellschaftliche Debatte zum Verhalten des großen Onlinehändlers anzustoßen.